Finanzierungsoptionen für Unternehmen

Wer privaten Geldbedarf hat, der hat die große Wahl: Direkt- oder Filialbank, Dispo- oder Ratenkredit, schufa-frei oder nicht. Doch wie sieht es eigentlich für Firmen aus, die einen Finanzierungsbedarf haben? Sie haben nicht minder viele Finanzierungsoptionen. Was sich dahinter verbirgt, erläutern die Experten von FinCompare.

Der Firmenkredit. Ein Klassiker, den viele aus dem Privatbereich kennen

Es gibt viele moderne Wege, um den Finanzbedarf in einem Unternehmen zu deckeln, aber es gibt auch altbekannte Klassiker, wie beispielsweise den Firmenkredit. Nach wie vor handelt es sich beim Firmenkredit um die beliebteste Kreditvariante mit zwei Hauptakteuren: einem Kreditgeber und einem Kreditnehmer. Ein Kreditinstitut gewährt eine Kreditlinie. Der Kreditnehmer, also das Unternehmen bezahlt den Kredit inkl. Zinsen im vereinbaren Zeitraum zurück.

So klassisch der Firmenkredit auch angelegt ist, so flexibel lässt er sich auch einsetzen, denn der Firmenkredit ist für jeden Finanzbedarf im Betrieb denkbar – sei es, um die Liquidität zu verbessern oder um zu investieren. Firmenkredite werden in der Regel ab 25.000 Euro vergeben und haben eine Laufzeit von drei bis 120 Monaten. Aktuell gibt es Firmenkredite bereits ab 1,9 Prozent.

Das Factoring. Hier werden Forderungen und der dazugehörige Arbeitsaufwand verkauft

Auch wenn der Fachbegriff auf den ersten Blick unverständlich wirkt, so ist das Prinzip von Factoring schnell erklärt: Der sogenannte Forderungsverkauf dient dazu, die Liquidität im Betrieb zu erhöhen. Verkauft werden die Forderungen aus Leistungen und Lieferungen an ein Kreditinstitut oder an eine Factoring-Gesellschaft. Bei diesem Prinzip gibt es drei Akteure: Den Factor, also das Unternehmen, das die Forderungen kauft, den Lieferant, der an den Käufer liefert und die weitere Abrechnung mit dem Factor durchführt, und der Käufer, der die Leistung des Lieferanten und die Rechnung erhält, Letztere aber direkt an den Factor weitergibt. Für den Käufer endet mit der Leistungserbringung das Geschäftsverhältnis zum Lieferanten.

Das Factoring-Modell wird heute gerne genutzt, um die Liquidität in einem Betrieb zu verbessern. Das wiederum wirkt sich positiv auf die Wachstumsbestrebungen von Unternehmen aus. Denkbar ist das Factoring-Modell für einen Finanzierungsbedarf von 50.000 Euro. Die Verträge laufen meist zwischen 12 und 60 Monaten. Die Zinsen liegen aktuell bei 0,25 Prozent.

Das Firmenleasing. Ein Finanzkonstrukt für Geräte, Maschinen und den Fuhrpark

Auch beim Firmenleasing gibt es drei Akteure: Den Leasinggeber, der seinerseits einen Vertrag mit dem Leasingnehmer schließt und dafür Leasingraten kassiert. Mehr haben diese beiden Akteure nicht miteinander zu tun. Die Lieferung selbst erhält der Leasingnehmer vom Lieferanten oder Händler. Die Abrechnung erfolgt zwischen dem Leasinggeber und dem Händler. Was in diesem Dreiecksverhältnis zustande kommt, ist ein sogenannte Dauerschuldverhältnis, das einem regulären Mietverhältnis sehr ähnlich ist. Das Firmenleasing ist das klassische Instrument, um große Anschaffungen im Bereich Fuhrpark oder Produktion zu umschiffen. Statt eine Produktionsmaschine zu kaufen, wird sie gemietet. Anstatt einen Lkw zu kaufen, wird dieser geleast. Das spart hohe Investitionskosten und sorgt für ein transparentes Kostenmodell in Form von monatlich anfallenden Leasinggebühren.

Diese Form der Unternehmensfinanzierung ist gut geeignet, wenn Eigenkapital anderweitig gebunden ist oder die Eigenkapitalquote nicht geschwächt werden darf. Denkbar ist ein Firmenleasing ab einem Anschaffungswert von 25.000 Euro. Die Laufzeiten liegen zwischen 12 und 120 Monaten. Die Zinsen belaufen sich aktuell auf 1,69 Prozent.

Die Lagerfinanzierung. Eine Sicherungsoption bei hohen Lagerbeständen

Drei Akteure sind im Boot, wenn eine Lagerfinanzierung initiiert werden soll: Der Finanzierer, der dem Unternehmen eine Kreditlinie erteilt und gleichzeitig den Lagerbestand bewertet. Die Ware bleibt im Lager; genutzt werden können die Waren, die sich dort befinden wie gehabt. Nur gilt der geschätzte Gegenwert der im Lager befindlichen Waren als Sicherheit, um dem Unternehmen eine Firmenfinanzierung zu ermöglichen. Denkbar ist dieses Finanzkonstrukt dann, wenn Betriebsmittel gegenfinanziert werden sollen und, um die Liquidität im Betrieb zu verbessern.

Jeder Betrieb, der Liquidität im Lager hat, diese aber nicht nutzen kann, kann von der Lagerfinanzierung profitieren. Denkbar ist dieses Finanzierungsprodukte ab einem Finanzbedarf von 50.000 Euro. Die Verträge laufen in der Regel 12 bis 120 Monate. Aktuell kursieren Zinssätze von 4,9 Prozent am Markt.

Das Finetrading. Die Königsdisziplin in Unternehmerkreisen

Das sogenannte Finetrading ist eine Spezialität, die nicht jedes Unternehmen umsetzen kann. Die sogenannte Einkaufsfinanzierung bezeichnet den Einkauf von Rohstoffen und Waren über einen Zwischenhändler. Ein Finetrader, ein Lieferant und ein Abnehmer sind nötig, um das Finetrading umzusetzen. Von Vorteil kann diese Form der Unternehmensfinanzierung dann sein, wenn saisonale Produktspitzen oder Großaufträge auftreten. Das Prinzip ist simpel: Lieferant und Abnehmer machen einen Deal. Der Finetrader bezahlt nach Lieferung und nutzt die Skonto-Regelung. Zudem räumt er dem Abnehmer eine verlängerte Zahlungsoption ein.

Denkbar ist dieses Finanzierungsmodell für die Betriebe, die Waren kaufen und verkaufen und ein gewisses Warenkontingent im Lager haben. Jungen Unternehmen verhilft das Finetrading zu mehr Liquidität. Ab einem Finanzierungsvolumen von 50.000 Euro gibt es diese Finanzierungsvariante. Die Laufzeit der Verträge liegt bei ein bis 12 Monaten. Aktuell liegen die Zinsen bei 1,9 Prozent.